Postulat: Nachhaltiges Nidau & Gold Energiestadt-Label
Vorstossart: | Postulat |
Vorstoss-Nr.: | P 228 |
Richtlinienmotion: | --- |
Behandlung im Stadtrat: | 17.11.2022 |
Eingereicht am: | 16.06.2022 |
Eingereicht von: | Schwab Martin (SP) |
Mitunterzeichnende: |
Stucki-Steiner Carine, Von Aesch Dominik, Peter Luzius, Bongard Bettina, Cura Sacha, Weibel Daniel, Ledermann Philipp, Dörig Stefan, Stampfli Monika, Soder Tobias, Dancet René, Meier Christoph, Kobel Rahel, Blösch Paul, Oehme Marlene, Kallen Noemi |
Beschluss Gemeinderat: | 25.10.2022 |
Aktenzeichen: | nid 0.1.6.2 / 6.8 |
Ressort: | Tiefbau und Umwelt |
Antrag Gemeinderat: | Annahme und gleichzeitige Abschreibung |
Antrag
Der Gemeinderat soll in einem Bericht aufzeigen, wie weit die Umsetzung der «Initiative für ein nachhaltiges Nidau» fortgeschritten ist. Ebenfalls soll im Bericht aufgezeigt werden, wo der Gemeinderat steht, in Bezug auf die Umsetzung des Gemeinderatsbeschlusses aus dem Jahr 2012, in welchem er festgelegt hat, das Energiestadt-Goldlabel bis 2025 zu erreichen.
Begründung
Im November 2012 stimmte die Bevölkerung von Nidau der „Initiative für ein nachhaltiges Nidau" mit 71% Ja-Stimmen deutlich zu. Damit sollen die Ziele der 2000- Watt-Gesellschaft bis 2050 erreicht und auf Atomenergie bis 2030 verzichtet werden. Unabhängig vom Ausgang der Abstimmung hat der Gemeinderat beschlossen, die Erreichung des Energiestadt-Label Gold bis 2021 oder 2025 anzustreben.
Mit diesem überparteilichen Postulat wird der Gemeinderat damit beauftragt, aufzuzeigen, wo man in der Umsetzung des Goldenergiestadtlabels und der Initiative für ein nachhaltiges Nidau steht.
Warum ist das so wichtig?
Die Berichte des Weltklimarats (IPCC) liefern klare Fakten: Wir müssen jetzt handeln und unsere Zukunft sichern. Der Klimawandel bedroht uns Menschen und den ganzen Planeten.
Die IPCC-Arbeitsgruppe I („Naturwissenschaftliche Grundlagen") hatte im August 2021 dargelegt, wie sich das Klima verändert und dass der Mensch dafür hauptverantwortlich ist.
Arbeitsgruppe II („Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit") fasste Ende Februar dieses Jahres die Ergebnisse zu den dramatischen Folgen des Klimawandels für Menschen, Tiere und Pflanzen zusammen - zeigte aber auch, dass wir die Risiken verringern können.
Arbeitsgruppe III („Minderung des Klimawandels") zeigte Anfang April, wie weitreichend und umfassend wir handeln müssen, damit die Emissionen tatsächlich sinken.
Der 6. Sachstandsbericht weist ausdrücklich darauf hin, dass die gesellschaftlichen Entscheidungen und Handlungen in den kommenden zehn Jahren darüber entscheiden werden, welchen Grad der Klimaresilienz wir mittel- und langfristig erreichen können. Der Bericht stellt fest, dass eine beschleunigte Anpassung ebenso notwendig ist wie eine schnelle und weitreichende Reduktion der Emissionen. Demnach ist politisches Commitment und sofortiges, abgestimmtes Handeln zum Schutz des Klimas, von Biodiversität und Ökosystemen geboten, bevor sich das Fenster für eine globale klimaresiliente Entwicklung und lebenswerte Zukunft auf der Erde schliesst.
Antwort des Gemeinderates
Der Gemeinderat hat die Initiative «Für ein nachhaltiges Nidau» vom 9. November 2011 zum Anlass genommen, sich an der Klausur vom 11. Mai 2012 mit dem Weg, den die Energiestadt Nidau beschreiten will, auseinander zu setzen. Dabei wurde beschlossen, die Bewertung im Rahmen des Energiestadtlabels laufend zu verbessern und das Energiestad Goldlabel anzustreben. Als voraussichtlicher Zeithorizont sollten die Re-Audits 2021 oder 2025 angestrebt werden.
Gemäss Definition beinhaltet die 2000W-Gesellschaft[1] den Energiebedarf und die CO2-Emissionen aus den Bereichen Mobilität, Wärme und Strom. Im Moment sind für Nidau lediglich die Zahlen für den Bereich Wohnen, Wärme (Heizung und Warmwasser) sowie Strom, in ausreichender Genauigkeit vorhanden. Für die andern Bereiche müssten vertiefte Abklärungen durchgeführt, bzw. schweizerische Durchschnittskennzahlen verwendet werden.
1. Bilanz
Nidau hat im Jahr 2021 zur Dokumentation der Entwicklung der Energie und Treibhausgasemissionen die Erstellung einer Energiebilanz beschlossen und in Auftrag gegeben. Die Resultate liegen in Form eines Berichtes und eines Energieporträts vor. Die Bilanz und das Porträt sollen periodisch aktualisiert und die Entwicklung dargestellt und kommuniziert werden.
1.1. Methodik
Der Energie- und Wasserbedarf der stadteigenen Bauten und Anlagen wird seit mehreren Jahren anhand der Energiebuchhaltung erfasst.
Der Energiebedarf für Wärme aller auf dem Stadtgebiet vorhandenen Gebäude mit ganzer oder teilweiser Wohnnutzung wurde anhand des Gebäude- und Wohnungsregister (GWR) des Kantons Bern ermittelt. Die Zahlen konnten mit den Zahlen der leitungsgebundenen Energien Erdgas und Fernwärme verglichen werden. Der Strombedarf wurde ebenfalls aus den bei der Elektrizitätsversorgung Nidau vorhandenen Verbrauchszahlen ermittelt.
Daraus konnte sowohl für die stadteigenen Bauten und Anlagen als auch für das gesamte Stadtgebiet bzw. alle Einwohnenden der heutige Energiebedarf, der Energiemix mit dem Anteil erneuerbarer Energien sowie den Treibhausgasemissionen ermittelt und dargestellt werden. Um die Entwicklung zumindest qualitativ darstellen zu können, wurden die Zahlen den Erhebungen aus dem Jahr 2010 zum überkommunalen Richtplan Energie gegenübergestellt.
2. Resultate
2.1. Stadteigene Bauten und Anlagen
Es wird unterscheiden, zwischen den stadteigenen Gebäuden und Anlagen und dem gesamten Gebäudepark der Stadt Nidau. Bei den stadteigenen Bauten wird zudem zwischen den Liegenschaften im Verwaltungs- und denjenigen im Finanzvermögen unterschieden.
Wärme
Entwicklung Endenergiebedarf nach Energieträgern |
2017 |
2018 |
2019 |
2020 |
Summe |
5'193 |
4'272 |
4'837 |
4'688 |
davon erneuerbar |
707 |
764 |
1'521 |
2'111 |
Anteil erneuerbar |
14% |
18% |
31% |
45% |
Im Jahr 2020 betrug der Endenergieverbrauch Wärme 4'688 MWh. Der Anteil erneuerbare Energieträger erreichte im Jahr 2020 45%. Der Anteil erneuerbare Energien entwickelte sich von 14% (2017) bis 45% (2020). Dabei unterscheiden sich die Liegenschaften im Verwaltungsvermögen (81% erneuerbar) sehr stark von denen im Finanzvermögen (1,6% erneuerbar) im Jahr 2020.
Strom
Die Stadt Nidau bezieht seit 2016 für alle stadteigenen Liegenschaften, Anlagen und öffentlichen Beleuchtungen praktisch nur noch erneuerbaren Strom.
Da die individuellen Verbräuche der vermieteten Liegenschaften nicht über die Stadt, sondern direkt mit den Mietenden abgerechnet werden, können über das Finanzvermögen bezüglich Strombedarf keine Aussagen gemacht werden. Entsprechend zeigen die untenstehenden Zahlen lediglich den Bedarf an Elektrizität im Verwaltungsvermögen.
Entwicklung Elektrizitätsbedarf |
2017 MWh |
2018 MWh |
2019 MWh |
2020 MWh |
Elektr. erneuerbar |
1'270 |
1'653 |
1'311 |
1'195 |
Treibhausgasemissionen (THG)
Die Liegenschaften der Stadt Nidau emittierten im Jahr 2020 insgesamt ca. 841 tCO2e[2] (2017 waren es 1’200 tCO2e), was ca. 5,6% der Gesamtemissionen Wohnen auf dem Stadtgebiet ausmacht. Davon entfielen ca. 236 t auf das Verwaltungsvermögen und ca. 605 t auf das Finanzvermögen. Von 2019 auf 2020 ist für das Verwaltungsvermögen ein markanter Rückgang der Treibhausgasemissionen zu erkennen. Der Rückgang ist auf den Gemeinderatsbeschluss vom 28. April 2020 zurückzuführen. Als Energiestadt bezieht die Stadt Nidau seit dem 1. Mai 2020 für sämtliche Liegenschaften der Stadt Nidau 100% Biogas. Das vom Energie Service Biel angebotene Biogas wird in Dänemark, in «naturemade star» zertifizierten Anlagen produziert und in das Erdgasnetz eingespeist.
2.2. Gebäude gesamtes Stadtgebiet
Es gibt in Nidau ca. 970 Gebäude mit Wohn- oder teilweiser Wohnnutzung. Davon sind ca. 416 Einfamilienhäuser mit insgesamt ca. 73'000 m2 Energiebezugsfläche[3] (EBF) und ca. 509 Mehrfamilienhäuser mit insgesamt ca. 346'000 m2 EBF. In den Bauperioden zwischen 1946 und 1980 wurden am meisten Liegenschaften (ca. 47%) erstellt. Zwischen 1961 und 1980 wurden grossmehrheitlich Mehrfamilienhäuser gebaut, die einen grossen Anteil an der Energiebezugsfläche ausmachen.
[1] https://www.local-energy.swiss/programme/2000-watt-gesellschaft/die-schweiz-auf-ihrem-weg-zu-2000-watt-und-netto-null.html#/
[2] CO₂-Äquivalente (CO₂e) sind eine Masseinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung der unterschiedlichen Treibhausgase.
[3] Die Energiebezugsfläche auch EBF genannt, ist die Summe aller ober- und unterirdischen Geschossflächen, die innerhalb der thermischen Gebäudehülle liegen und für die ein Beheizen oder Klimatisieren notwendig ist.
Wärme
2020 Betrug der Wärmebedarf für Heizen und Warmwasser in Gebäuden mit Wohn- oder teilweiser Wohnnutzung ca. 59'000 MWh/a. Dieser wurde zu ca. 20% mit erneuerbaren Energien gedeckt. Nach wie vor werden ca. 55% des Wärmebedarfs mit Heizöl und ca. 34% mit Erdgas abgedeckt. Seit einigen Jahren bietet der Energie Service Biel/Bienne (ESB) Erdgas mit einem Anteil von 20% (Grundangebot) bzw. 100% Biogas an. Somit enthalten die 34% Erdgas in sich einen Anteil von ca. 27% Biogas. Dies ist in den Berechnungen berücksichtigt.
Energieträger |
Heizung [MWh/a] |
Warmwasser [MWh/a] |
Total [MWh/a] |
Anteil [MWh/a] |
Gas* |
17'691 |
2'568 |
20'259 |
34% |
Heizöl |
28'175 |
4'634 |
32'809 |
55% |
Elektrizität (Wärme) |
746 |
1'377 |
2'124 |
4% |
Holz |
1'469 |
257 |
1'726 |
3% |
Fernwärme |
983 |
189 |
1'172 |
2% |
Umweltwärme |
786 |
159 |
945 |
2% |
Sonne (thermisch) |
29 |
137 |
166 |
0% |
Andere |
197 |
179 |
376 |
1% |
Total |
50'075 |
9'501 |
59'577 |
100% |
davon erneuerbar |
8’917 |
2'982 |
11’900 |
|
Anteil erneuerbar |
18% |
31% |
20% |
|
*Heute 20% Biogas im Grundangebot zus. Kunden mit 100% Biogas, ergibt einen erneuerbaren Anteil 2020 von 27 % (Quelle: ESB)
Die Bilanz zeigt ausserdem auf, dass die Liegenschaften aus der Bauperiode zwischen 1946 und 1980 am meisten mit nicht erneuerbaren Energien (Heizöl; Erdgas) versorgt werden. Der Fokus für Effizienz und Umstellung auf erneuerbare Energien muss also auf diesen Liegenschaften liegen. Dies würde ca. 800 Liegenschaften betreffen.
Strom
Die Stadt Nidau verfügt über einen eigenen Energieversorger (EVN). Dieser liefert in der Grundversorgung grundsätzlich nur erneuerbaren Strom. Lediglich Kunden mit einem Bezug >100'000 kWh/a können den Strombezug frei wählen. Der gesamte Strombedarf in Nidau betrug 2020 24'000 MWh davon entfallend 12'500 MWh auf Haushalte und 11'500 MWh auf Gewerbe-,Industrie- und Dienstleistungen, schätzungsweise 50% davon beziehen Graustrom. Demnach beziehen die Haushalte 100%, die Gewerbe und Industrie ca. 83% erneuerbaren Strom. Interessant ist, dass 75% des Strombedarfs auf den Hochtarif fallen und das Potential zur Eigennutzung von Solarenergie als sehr hoch eingestuft wird.
Energiebedarf Strom |
Kunden |
Haushalte [MWh/a] |
Gewerbe [MWh/a] |
Total [MWh/a] |
Anteil [%] |
Haushalt Einfach & Doppeltarif |
4'535 |
11'756 |
|
11'756 |
49% |
EL Heizung und WP |
59 |
750 |
|
750 |
3% |
Öffentliche Beleuchtung |
15 |
|
358 |
358 |
1% |
Gewerbe Industrie & |
58 |
|
7'103 |
7'103 |
30% |
Freier Markt |
20 |
|
3'999 |
3'999 |
17% |
ZEV Zusammenschlüsse Eigenbedarf |
35 |
36 |
|
0,15% |
|
Summe |
4'722 |
12’542 |
11’459 |
24’001 |
100% |
Anteil erneuerbar |
100% |
83% |
92% |
Treibhausgasemissionen (THG)
2020 wurden in Nidau aus dem Bereich Wohnen, Wärme (Heizung und Warmwasser) sowie Haushaltstrom gemäss den Berechnungen ca. 14'900 tCO2e (ca. 2 Tonnen pro Einwohner) emittiert. Dies entspricht ca. 19'000 Umweltbelastungspunkten[1] (UBP). Dabei stammen die THG und die UBP fast ausschliesslich aus den beiden Energieträgern Erdgas und Heizöl. Da der Stromverbrauch zu ca. 92% aus erneuerbaren Quellen gedeckt wird, sind diese THG (ca. 300t/a) vernachlässigbar.
3. 2000W Gesellschaft
Die Berechnungen zur 2000W Gesellschaft basieren auf dem Primärenergiebedarf. Der Primärenergiebedarf ergibt sich aus der Multiplikation des Endenergiebedarfes mit dem entsprechenden Primärenergiefaktor des eingesetzten Energieträgers. Der Primärenergiefaktor berücksichtigt die Energiemenge, die zur Gewinnung, Umwandlung und den Transport des Energieträgers bis in das Gebäude benötigt wird.
[1] Umweltbelastungspunkte sind ein mögliches Verfahren, die Ökobilanz eines Produktes darzustellen. Dafür wird ermittelt, welche Stoff- und Energieströme im gesamten Lebenszyklus eines Produktes, einer Leistung oder Verhaltensweise entstehen. Umweltbelastungspunkte sind ein mögliches Verfahren, die Ökobilanz eines Produktes darzustellen. Aus den Daten werden die Auswirkungen auf das Klima, die Biodiversität, unsere Gesundheit und andere Faktoren ermittelt und in einer Kennzahl zusammengefasst.
Der Endenergiebedarf aus dem Bereich Wohnen, Wärme (Heizung und Warmwasser) von 59'000 MWh/a erzeugt einen Primärenergiebedarf von 66’235 MWh/a.
Der Endenergiebedarf für den Haushaltstrom von 12'500 MWh/a (24'000 MWh/a abzüglich 11’500 MWh/a für Gewerbe und Industrie) erzeugt einen Primärenergiebedarf von 17’575 MWh/a. Bei einer Einwohnerzahl von 7’023 EW ergeben sich für den Bereich Wohnen und Haushaltstrom folgende Werte:
Wärme (Heizung und Warmwasser) 1'077 W
Haushaltstrom 286 W
Total 1'362 W
Dazu müssen noch die Verbrauchswerte für den übergeordneten Verbrauch für Strom und Wärme sowie für die Mobilität dazu gerechnet werden. Diese liegen grob geschätzt bei ca. 2'500 bis 3'000 Watt Somit ergibt sich für Nidau ein Wert von ca. 3'800 bis 4300 Watt. Zum Vergleich, der Schweizer Durchschnitt lag im Jahr 2020 bei ca. 3'900 Watt.
4. Entwicklung Energieverbrauch (Vergleich Richtplan Energie 2010 / Bilanz 2020)
Zur Dokumentation der Entwicklung können als grober Vergleich die Zahlen aus dem Richtplan Energie beigezogen werden. Der Verein seeland.biel/bienne hat in der Zeitspanne 2010 bis 2014 für die Gemeinden Biel, Brügg, Ipsach, Nidau und Port den überkommunalen Richtplan[1] Energie erstellt. Darin wurde der Stand des Nutzenergiebedarfs (Erklärung gemäss Abb. 3) für Wohnen und Arbeiten für 2010 ermittelt sowie im Sinn eines Absenkpfades dessen Prognose gemäss den damals vom Kanton geforderten Zielsetzungen bezüglich der Entwicklung des Wärmebedarf und der Umstellung auf erneuerbare Energien bis 2035 abgeschätzt. Die wichtigsten kantonalen Zielsetzungen beinhalteten, dass bis ins Jahr 2035 der Raumwärmebedarf der Wohn- und Dienstleistungsbauten zu mindestens 70% aus erneuerbaren Energien gedeckt wird und die Stromerzeugung mit 80% erneuerbaren Energien erfolgen soll.
Unter Einhaltung des vom Kanton geforderten Ziels wurde im Energierichtplan festgehalten, dass sich der gesamte Wärmebedarf in der Agglomeration Biel vom 2010 (1'025 GWh/a) bis 2025 um 15% (auf 871 GWh/a) und bis 2035 um 20% (auf 820 GWh/a) senken lässt. Für Nidau wurde bis 2025 ein Absenkungspotential von ca. 15% ausgewiesen, dies entspricht einer Absenkung von 1% pro Jahr. Gemäss untenstehender Tabelle entspricht die Einsparung bis 2020 mit 9% in etwa dem Absenkpfad. Im Bereich Strombedarf wurden keine Ziele festgehalten.
|
Einheit |
RPE 2010 |
Bilanz 2020 |
Entwicklung |
|
Einwohnerzahl |
[-] |
6’782 |
7’023 |
ì |
3,5% |
Anzahl Gebäude* |
[-] |
842 |
971 |
ì |
15% |
Energiebezugsfläche |
[m²] |
318’754 |
420’463 |
ì |
32% |
Wohnfläche pro EW |
[m² / EW] |
47 |
60 |
ì |
27% |
Wärmebedarf Wohnen (HH&WW) |
[GWh/a] |
57 |
52 |
î |
-9% |
Wärmebedarf Arbeit |
[GWh/a] |
31 |
Nicht erhoben |
|
|
Wärmebedarf pro EW |
[MWh/a] |
8 |
6 |
î |
-25% |
Energiekennzahl |
[kWh/m²*a] |
178 |
125 |
î |
-40% |
Strombedarf inkl. Arbeit |
[GWh/a] |
26 |
23 |
î |
-12% |
Strombedarf pro |
[kWh/EW] |
3’833 |
3'274 |
î |
-15% |
5. Wo steht Nidau als Energiestadt?
Nidau ist seit 2007 Mitglied im Trägerverein Energiestadt und wurde 2009 erstmals als Energiestadt zertifiziert. Aufgrund der grossen Belastung und der insgesamt vielen Aufgaben und Projekte lag der Fokus eine Zeit lang nicht auf Energieprojekten. Dadurch ist Nidau mehrere Jahre auf 53 bis 55 % Erfüllungsgrad stehen geblieben. In den letzten drei Jahren hat Nidau das Engagement wesentlich verstärkt und im Re-Audit 2021 eine Bewertung von 64% erreicht. Damit hat Nidau den Sprung ins Mittelfeld der Energiestädte der Schweiz geschafft.
2009 |
2013 |
2017 |
2021 |
53% |
55% |
54% |
64% |
Entwicklung Erfüllungsgrad der vergangenen Rezertifizierungen.
5.1. Was unternimmt Nidau in der nachhaltigen Entwicklung?
Der Gemeinderat hat für die laufende Legislatur die nachhaltige Entwicklung der Stadt Nidau als Prämisse festgelegt. Die definierten Kernthemen umfassen wichtige Punkte, welche im zukünftigen Re-Audit einfliessen werden. Nachfolgende Auflistung umfasst die wichtigsten Punkte:
- Nidau setzt sich sehr für den öffentlichen Verkehr und die Förderung des Langsamverkehrs ein[2].
- Nidau beteiligt sich am Projekt Seewassernutzung zur Bereitstellung erneuerbarer Energie für Heizung und Warmwasser.
- Nidau versorgt die stadteigenen Bauten und Anlagen zunehmend mit erneuerbarer Energie (Wärme und Strom).
- Nidau bietet in der Stromversorgung für alle Bezüger <100'000 kWh/a nur erneuerbaren Strom an (ca. 92%).
- Nidau hat ein Kommunikationskonzept Energie entwickelt, das sich im Moment in einer dreijährigen Versuchsphase befindet.
- Nidau fördert Projekte im Bereich erneuerbare Energien, nachhaltige Mobilität und Energieeffizienz[3].
- Nidau bietet mit dem Energieportal eine schnelle Beratung des richtigen Heizsystems für Eigentümerinnen und Eigentümer.[4]
Der grösste Teil des Energieverbrauchs und somit auch des Einsparungspotentials liegt bei den Privaten und dem Gewerbe. Die Stadt Nidau schafft mit den genannten Punkten Entscheidungsgrundlagen für die Planung und schafft Anreize für die Umsetzung von Massnahmen.
5.2. Erreichung des Goldlabels bis 2025, was ist nötig?
Die Stadt Nidau wird sich im Re-Audit 2025 aufgrund der aufgelisteten Punkte erneut verbessern können. Welches Resultat erwartet werden darf, ist heute noch unklar. Für das Erreichen des Goldlabels ist ein Erfüllungsgrad von 75% notwendig. Nidau ist auf gutem Weg, zur Erreichung des Goldlabels braucht es aber noch Anstrengungen in allen sechs Bereichen (gemäss Abb. 4). Der untenstehende Spider zeigt die Entwicklung vom Re-Audit 2017 zum Re-Audit 2021 (grüne Pfeile) sowie die Handlungsschwerpunkte, die zur Erreichung des Goldlabels (rote Pfeile) notwendig sind. Zurzeit liegt keine Strategie vor, welche aufzeigt, wie das Goldlabel bis 2025 erreicht werden soll. Wenn die Stadt Nidau in den Themen Klimaschutz, Energie und Mobilität substanziell vorwärtskommen und damit das Goldlabel erreichen will, muss sie Ressourcen in ausreichender Bemessung zur Verfügung stellen. Dazu muss ausreichend Personal mit der entsprechenden Ausbildung und Erfahrung zur Verfügung stehen. Erfolgreiche Städte und Gemeinden schaffen dazu meistens eine Stelle z.B. in der Funktion von Energie-, Umwelt- oder Klimabeauftragte/r. Normalerweise betragen die Pensen für diese Aufgabe zwischen 30 und 80%. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Projekte ziel- und zeitgerecht angepackt, umgesetzt und begleitet werden können.
Vorstoss im Original
Typ | Titel | Bearbeitet |
---|---|---|
P 228 Nachhaltiges Nidau + Gold Energiestadt Label | 24.06.2022 |